Nachdem Lenin 1917 die Macht über Russland mit seinen Bolschewiki an sich
gerissen hatte, wollte er sich nicht bescheiden: Nicht weniger als die
ganze Welt sollte seiner Ideologie, die er selbst als Marxismus verstand,
unterworfen werden, was er natürlich als „Befreiung“ auszulegen wusste.
Deutschland erschien Lenin als viel versprechendes erstes Ziel, gab es dort
doch nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg bereits eine kommunistische
Partei (gegr. 1918) und ausreichend frustrierte Massen, die man weiter
aufwiegeln konnte, um die Zivilgesellschaft „aus den Angeln zu heben“.
Allerdings gab es auch ein geographisches Problem: Polen lag zwischen
Deutschland und Russland. Also musste es zerstört, d.h. nach Leninscher
Lesart „befreit“ werden.
Der polnische Film „1920 - Die letzte Schlacht“ (2011) hat die
entscheidende Auseinandersetzung im polnisch-sowjetischen Krieg um Warschau
als historischen Hintergrund. Die Handlung spielt auf zwei Ebenen: auf der
der Mächtigen und der der „einfachen“ Menschen. Auf der ersten Ebene
agieren Lenin, Stalin, Trotzki und Budjonny als Vertreter der Sowjetmacht,
auf Seite des freien Polens vor allem Marschall Pilsudski.
Die zweite Ebene bedient sich eines beliebten Motivs für Filme dieses
Genres: Ein frisch vermähltes Ehepaar wird durch den plötzlichen Krieg
gespalten, die Frau bleibt zuerst daheim, der Mann muss in den Krieg ziehen
und ist dort so einiger Gefahr ausgesetzt.
Der Film hat zweifelsohne ein wichtiges Thema, an das man besonders
heutzutage, wo Russland unter Putin wieder den Feind und Zerstörer von
Wahrheit, Frieden und Freiheit in Europa spielt, wieder denken muss. Glaube
und Mut können dem Guten zum Durchbruch verhelfen, auch wenn der Weg voller
Leiden und lang ist. Die polnischen Filmmacher erzählen eine Geschichte,
die in Jahrzehnten kommunistischer Unterdrückung nicht erzählt werden
durfte. Dass es nun möglich ist, ist gut und schön. Gemeinsam als Europäer
müssen wir dafür einstehen, dass es auch so bleiben darf.
„1920 - Die letzte Schlacht“ ist voller aufwändig hergestellter Szenen, das
ist bewundernswert. Die einfache und durchsichtige Handlung, die zum Teil
volkstümlichen Wendungen, erzeugen bei mir nicht gerade große Begeisterung,
selbstverständlich auch keine Spannung; die historisch-politische Botschaft
wiegt einfach zu schwer, um dem Film die notwendige Luft zum Leben zu
lassen. Um es kurz zu machen und vielleicht auch etwas ungerecht zu sein:
Eigentlich genügt es, den etwa zwei-minütigen Trailer für diesen Film
anzuschauen, weil er fast alle gewichtigen Szenen ineinander schneidet:
Lenin befiehlt die Eroberung Polens, Budjonnys Reiterarmee dringt
siegend-schlachtend-hurra-schreiend vor wie einst die Mongolen unter
Dschingis Khan, ein polnischer Geistlicher zieht, das schwarze Kreuz in den
Himmel reckend, auf dem Schlachtfeld allen voran gegen die wilden
Atheisten, welche den Globus gern wider jedes Naturgesetz nach ihrer
Ideologie anders drehen möchten, nur die in die Luft fliegenden und wieder
herabstürzenden Steinkreuze auf dem Friedhof, der zum Kampfgebiet wird,
sind weggelassen. Am Ende, da Warschau gerettet ist, fegt ein erboster
Lenin die roten Steckfahnen von der militärischen Karte - der Traum von der
Weltrevolution ist vorerst zu Ende, Nachfolger Stalin wird den „Sozialismus
in einem Land“ aufbauen und dabei viele weitere Millionen Menschen in den
Abgrund schicken, erst ein Vierteljahrhundert später wird er die erneute
Chance, große Teile Europas in sogenannten „Volksrepubliken" mittels
fragwürdiger, manipulierter Wahlen (heute: "Referenden") zu
unterjochen, nutzen können. Dass sich dies nicht wiederholt und wir dafür
etwas tun müssen, daran kann uns dieser mit viel Herz gemachte polnische
Film erinnern.