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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

Besetzte Länder, kolonialisierte Seelen

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Der Journalist Maksym Eristavi bei der Vorstellung seines Buches über den russischen Kolonialismus in einer Berliner Buchhandlung (Februar 2024)

Wer im Bilde darüber ist, wie Menschen in der DDR erzogen worden sind, wird sich nicht besonders darüber wundern, wen und was sie heute wählen – und warum sie die aktuelle russische Diktatur und ihre Verbrechen gemeinhin weniger kritisch sehen als Westdeutsche.

Als der in Georgien geborene Ukrainer Maksym Eristavi sein Buch “russian colonialism 101. How to Occupy a Neighbour and Get Away with it” im Februar 2024, kurz vor dem zweiten Jahrestag der vollumfänglichen russischen Invasion der Ukraine, in der Berliner Buchhandlung “do you read me?” vorstellte, war das Interesse daran so groß, dass der kleine Verkaufsraum des Geschäfts bis auf den letzten Quadratzentimeter komplett mit Besuchern gefüllt war; dabei ist diese Publikation, wenn man sie unparteiisch betrachtet und den moralischen Imperativ einmal beiseite lässt, die gerechte Sache der Ukraine in wirklich allen Belangen zu unterstützen, nicht viel mehr als die typographische und künstlerische Ausschmückung eines erfolgreichen Threads über den russischen Kolonialismus, den der Autor im Jahr 2022 auf Twitter veröffentlicht hat, aber er hat damit doch einen wichtigen Nerv der Zeit getroffen, denn die bis zum heutigen Tag reichende immense Gewaltgeschichte Russlands geht uns alle, ob wir es wollen oder nicht, etwas an.

Ein wenig Zahlenmagie
Auf dieser spätwinterlichen Veranstaltung war der Journalist Eristavi sehr ehrlich, als er über sein Buch sprach, es ist eben augenscheinlich keine wissenschaftliche Abhandlung und nicht einmal ein gewöhnlicher Titel1: Neben den vielen beeindruckenden Grafiken, die verschiedene ukrainische Künstler beigesteuert haben, bietet das Buch wenige Inhalte, immer nur kurze Texte zu zahlreichen Verbrechen, die Moskau in seinen verschiedenen Erscheinungsformen an den Völkern und Staaten in seiner Nachbarschaft begangen hat. Eristavi beschrieb sein Buch bei der Veranstaltung als “Gesprächsanreger”, und dieser Begriff scheint mir einigermaßen treffend gewählt zu sein, mit etwas kritischeren Augen betrachtet hat das Buch aber, obwohl es 20 EUR kostet, vielleicht auch nur einen rein symbolischen Wert, weil es einmal kompakt darstellt, welche Ungeheuerlichkeiten Moskau allein seit dem Jahr 1911 bis heute angerichtet hat – und stets ist es dabei straflos geblieben, mit dem Ergebnis, dass es denkt, immer so weiter machen zu können. Wenn man sich als Leser fragt, warum denn das Buch mit seiner Auflistung gerade im Jahr 1911 beginnt, so ist das allein der Zahlenmagie geschuldet: Der oben bereits erwähnte Twitter-Thread aus dem Jahr 2022 sollte die russischen “Kolonialinvasionen” (Eristavi) der letzten 111 Jahre darstellen. Auf den Titel hat es die 111, die ja bereits im Jahr 2023 hinfällig war, dann aber nicht geschafft, dort steht die 101 …

Das immergleiche Muster
Auch wenn ich mich mit meinem Lob dafür bisher zurückgehalten habe, ist “russian colonialism 101” kein vollkommen überflüssiges Buch. In ihm erfährt man beispielsweise, was die Russen Anfang bis Mitte des 20. Jahrhunderts in Tannu-Tavu oder im Iran getrieben haben – und man kann sehr deutlich erkennen, wenn man es nicht ohnehin schon gewusst hat, dass die aktuelle russische Aggression gegen die Ukraine, die bereits im Jahr 2014 begonnen hat, nur eines der frischeren Kapitel der blutigen Geschichte ist, welche Russland mit Gewalt seit Jahrhunderten schreibt. Niemand sollte sich falsche Hoffnungen machen – das ist auch ein Schluss, den man aus dem Buch ziehen kann, das ja nur verwandte historische Ereignisse prägnant aneinanderreiht und damit das immergleiche Muster herausarbeitet, nach dem Russland vorgeht: Solange Russland besteht, wird diese Geschichte fortgeschrieben werden, denn Russland ist nichts anderes als eben diese Geschichte. Wenn es darauf verzichten würde, diese blutige Geschichte fortzuschreiben, müsste es auf sich selbst verzichten. Dazu ist es leider noch nicht bereit, und aktuell ist niemand so stark, um es dahin zu bringen, aber in den unterdrückten Völkern, die der russische Staat beherrscht, liegt immerhin der Keim für eine bessere, friedlichere Zukunft: Sie können ihn von innen heraus zersetzen und zerstören.
Vorerst gilt es aber, vor allem der Ukraine zum Sieg zu verhelfen!

Die Schwäche im Triumph
Es ermüdet mich, es wieder und wieder festzustellen: Russland ist ein menschenfeindliches, kriminelles Gebilde, heutzutage durch das, was es in der Ukraine macht, sogar ein Terrorstaat, der in Worten oft verurteilt, aber, wie ich bereits erwähnte, nie für das bestraft worden ist, was er verbrochen hat, und wir laufen mittelfristig Gefahr, das Land wieder einmal davonkommen zu lassen, wenn es seinen perversen Angriffskrieg gegen die Ukraine endlich beendet, weil es irgendwann genügend frustriert worden sein und selbst gelitten haben wird, denn wir können diesen Krieg Russlands ja selbst keine Sekunde länger ertragen und sehnen uns so sehr nach einem gerechten Frieden, der auch uns, die wir gar nicht direkt der russischen Kriegsgewalt ausgesetzt sind, erlauben wird, das Leben wieder vollständiger zu genießen, aber in der Stärke des Triumphes liegt immer eine drohende Schwäche. Der gescheiterte und dadurch gedemütigte unterlegene Verbrecher wird, wenn man ihn verschont und nicht richtet, seine Kräfte wieder sammeln können, aus seinen Fehlern lernen und, getrieben von Rachegelüsten, erneut zuschlagen, während wir es uns arglos in einer in der Sonne schwebenden, schillernden Seifenblase gemütlich gemacht haben. Ist nicht genau das in den Jahrzehnten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion passiert?

... und das Biest erhob erneut seinen Kopf
Es ist passiert – und die Geschichte könnte sich durchaus ein weiteres Mal wiederholen, weil wir irgendwann einfach nur noch froh sind, wenn etwas Ruhe eingekehrt zu sein scheint: Im Jubeltaumel von 1989 bis 1991, als der Eiserne Vorhang und das russisch-sowjetische Reich des Bösen endlich fiel, haben nur die wenigsten gesehen, dass wir mitnichten das Ende der Geschichte erreicht und lediglich eine kleine Verschnaufpause erhalten haben, bis sich das gemeine Biest im Osten zu neuen Brutalitäten und Bestialitäten erheben würde, und wenn wir genauer hinschauen, werden wir feststellen, dass es damit nie wirklich aufgehört hat: Es reicht, hier die Namen Transnistrien / Moldau, Abchasien und Tschetschenien zu nennen und auf die 1990er Jahre hinzuweisen. Schon in der Mitte dieses Jahrzehnts war die Gefahr übrigens real, dass Russland die Krim rauben könnte, man muss dafür nur ein paar Blicke in die Zeitungsarchive werfen, um zu sehen, was damals in Russland und in der Ukraine diskutiert wurde.
Wenn wir einmal versuchen, wie ein Unterstützer des russischen Regimes zu denken, können wir sicherlich verstehen, warum der völkerrechtswidrige Raub der Krim für Russland so wichtig war. Aus der Perspektive eines solchen Regimeunterstützers ist, was einmal von Russland besetzt wurde, für immer Russland, und jeder Außenposten des russischen Staates ist zudem das potenzielle Sprungbrett zu weiteren verheißungsvollen Eroberungen, und so ist es ja auch schließlich gekommen: Russland hat die Halbinsel Krim im Jahr 2014 annektiert und 2022 dann dazu benutzt, um in den noch freien Südosten der Festland-Ukraine einzufallen und große Landstriche mit seinen Mörderbanden zu besetzen. Weite Landstriche, in denen sich russische Staatsangehörige seitdem mit der Russifizierung der verbliebenen Ukrainer “befassen”.
Nicht ohne Grund heißt es aus der Ukraine oft: In der Krim hat der Krieg angefangen, und dort wird er auch beendet werden. Ich werde den Tag ausgiebig feiern, an dem er seine Wahrheit beweisen wird.

Der russische Faschismus: Intellektuell kein Gegner
Intellektuell ist die ganze Auseinandersetzung mit Russland, insbesondere seit 2022, eine sehr undankbare, weil flache und auslaugende Angelegenheit, in der es nichts zu lernen gibt, in der man nicht wachsen, sondern sich nur wieder und wieder und wieder wiederholen kann. Ich selbst würde nämlich viel lieber ganz andere Texte als diesen hier schreiben!
Ihre eigenen Worte und Argumente sind der russischen Regierung nichts anderes als verbale Mittel der Gewalt, mit der sie ihre militärische Gewalt einerseits verstärken, andererseits selbige aber dürftig teilweise rechtfertigen, teilweise verdecken oder gar verleugnen. Alles aber liegt eigentlich für jeden klar sichtbar auf dem Tisch: Russland hat den Krieg begonnen und ist der ruchlose Täter, dem schnellstmöglich Einhalt geboten werden muss, damit er nicht immer weitere, immer größere Schäden anrichtet. Punkt.
Die Ukraine ist das Opfer, das man ehrlicherweise nicht einmal einer Provokation beschuldigen kann, und nur sehr, sehr dumme, verderbte und / oder gekaufte Leute versuchen, alles umzudrehen: Bei ihnen wird aus dem Opfer der Täter, aus der Verteidigung Eskalation, aus dem Angriff Russlands Verteidigung, aus ukrainischen Erfolgen die Gefahr eines Atomkrieges usw. usf. – und bei all diesen frechen Lügen steigt ihnen nicht einmal ein wenig rote Farbe ins Gesicht. Mit diesen Menschen, die leider viel zu zahlreich sind und nicht selten angesehene gesellschaftliche Funktionen ausüben oder ausgeübt haben2, kann man nicht ernsthaft reden, sie rauben einem nur Ressourcen, sie halten einen von wichtigeren Dingen ab. Ohne Hand vor dem Mund: Als zumindest geistige Kollaborateure des russischen Faschismus betreiben sie seit vielen Jahren ihr dreckiges Geschäft bei uns und versuchen, Einfluss auf die Bevölkerung und damit auf die Politik zu erlangen. Sie arbeiten für den Feind, und mit sachlichen Argumenten wird man bei ihnen nichts ausrichten, da sie sich den russischen Wahngebilden verschrieben haben, denen sie zumindest nach außen hin ihre unverbrüchliche Treue bis in den Tod erweisen. Wenn man ihnen Eristavis “russian colonialism 101” gäbe, würden sie sofort irgendeine beliebige russische Lüge aus ihrem Hut zaubern, um sich mit dem Buch nicht auseinandersetzen zu müssen.

Gemeinsam für Russland
Mich wundert es nicht, dass die ganz offen pro-russischen Parteien AfD, BSW und Die Linke gerade in Ostdeutschland so viel Zuspruch an den Wahlurnen erhalten. Durch ihr gemeinsames Fernbleiben bei der Selenskyj-Rede im Bundestag im Juni 2024 haben AfD und BSW übrigens bewiesen, wie nahe sie sich in ihren Positionen gegen die Ukraine und für Russland stehen, wobei das BSW den Zahlen nach die radikalere von beiden Gruppen ist: Immerhin 5% der AfDler waren anwesend, als der Präsident der Ukraine sprach. Bei der von Wagenknecht angeführten BSW-Truppe waren es 0%. Wenn man all die russische Propaganda, die das BSW verbreitet, zusammennimmt, kann man durchaus zu dem Schluss kommen, dass diese Vereinigung ein Teil des politischen Arms des russischen Faschismus in Deutschland ist. Sich hier vehement Tag für Tag für Putins Kriegsziele einzusetzen, ist aber augenscheinlich nicht nur legal, es verhilft einem sogar zu beträchtlichen Sendezeiten im ÖRR. Man kann jetzt gern die Meinungsfreiheit anführen, die für alle und fast alles gelten soll und geschützt werden muss, aber, und hier stimme ich sogar direkt mit der Antifa überein: Faschismus ist keine Meinung.

DDD statt DDR: Diktatursozialisiert, diktaturapologetisch, diktaturnostalgisch
Die Ostdeutschen sind nach der Hitler- gleich in die nächste Diktatur geraten, man hat ihnen mit dem sowjet-russischen Marxismus-Leninismus jahrzehntelang ununterbrochen das Gehirn gewaschen und sie in der DDR, was ja viel zu selten thematisiert wird, zumindest bis zu einem gewissen Grad auch mental, “moralisch” und kulturell russifiziert; die meisten waren Mitläufer, viele aktive Täter, die ihre kleinen Privilegien genossen, und wenn sie nur darin bestanden, als Teilhaber der Macht andere Menschen unbehelligt drangsalieren zu können. Es sind tiefe, abnorme Prägungen, die das damalige Regime bewusst schon in der Kinderkrippe zu schaffen angefangen hat3, weil sie die Menschen auf die vom Staat gewünschte Lebensbahn bringen sollten. Diese Prägungen verschwinden nicht, nur weil die Leute später ein paar DM oder EURO in der Tasche haben. Wenn du im russischen Herrschaftsbereich aufgewachsen bist, und nichts anderes war ja die DDR, dann hast du mit deinem ganzen anfangs sehr verletzlichen Körper, schon mit deiner ganzen empfindlichen kleinen Kinderseele gelernt, dass Macht identisch mit den Begriffen Wahrheit und Recht ist: Wer die Macht hat, hat das Recht, und er hat auch die Wahrheit für sich, weil er die Mittel besitzt, seine anmaßenden und maßlosen Ansprüche und seine eklatante Faktenfeindlichkeit ohne zivilisierendes Regulativ durchzusetzen. Dieses Werte- und schließlich Weltverständnis wurde so sehr verinnerlicht, dass es bei vielen, die keine Systemgegner4 waren und auch später nie reinen Tisch bei sich gemacht haben, ein einfacher Reflex ist, der immer noch, bevor sich Herz und Verstand einschalten können, bereits vollendete Tatsachen schafft und Entscheidungen trifft. In der DDR und in den anderen sowjetisch/russisch besetzten Ländern hat man im Prinzip versucht, Menschen wie Hunde zu dressieren, damit sie dem Moskauer Imperialismus nützlich sind und ihm nicht gefährlich werden, und das ist ein schweres Erbe, eine unheimliche Hypothek, die nur sehr langsam schwindet. Man braucht sich darüber gar nicht wundern, diese Hypothek wurde in Teilen sogar an jüngere Generationen weitergegeben, z.B. weil sie bei den alten DDR-Pädagogen weiterhin in die Schule etc. gehen mussten …
Ein erschreckend großer Teil der ostdeutschen Bevölkerung wartet vielleicht auf jemanden, der einfach nur nach ihm pfeift und ihm simple Kommandos in einem doch einigermaßen ernsten Spiel mit schlichten Strukturen5 gibt, und es scheint ihm vollkommen egal zu sein, ob dieser Mensch Höcke, Wagenknecht oder Putin heißt. Diese bedauernswerten Menschen projizieren schon jetzt ihre persönlichen, im ostdeutschen Unrechtsstaat erworbenen Reflexe auf die Ukraine: Als Ukraine bzw. Ukrainer würden sie sich besetzen, vielleicht auch foltern, vergewaltigen, verkrüppeln und ermorden lassen, aber sie würden noch mehr einige nicht zu kleine Hoffnungen darauf setzen, dass, wenn sie sich nur schön duckten und immer recht klein machten, wie sie es ja auch früher schon nicht zu ihrem Nachteil getan haben, und dem neuen russischen Herren artig dienten, sie von ihm verschont oder mit dem einen oder anderen Leckerli oder gar einer etwas schöneren, etwas größeren Hundehütte als der Nachbarshund sie hat, belohnt werden würden.

Warum? – fragen wir zu Recht mit weit aufgesperrtem Mund und entsetzten Augen.
Warum, warum?? Warum all das Unrecht erdulden oder gar zum Mittäter werden?
Weil das Unrecht ja für diese Leute durch die Macht geschützt und damit tatsächlich Recht, nichts als Recht ist! – und weil man auch vom Unrecht in einem Unrechtsstaat profitieren kann, wenn man nur immer brav auf der Seite der Macht steht. Hier und da mag einer ins Getriebe geraten: Tja, Pech für ihn, denkt sich der Unrechtträger, aber jeder freigewordene Stuhl ist doch auch einer, auf den er sich selbst potenziell setzen kann!

Der einzige Ausweg aus diesen Abgründen ist, dem Unrecht seine Macht zu entziehen.
Darauf unerlässlich hinzuarbeiten, ist Teil der Aufgaben eines jeden moralisch intakten Menschen.
Man muss es jeden Tag aufs Neue anpacken.



1 Vielleicht erklärt sich daraus bereits die Schwierigkeit, es weitflächig im Buchhandel unterzubringen – mit einer Diskriminierung ukrainischer Stimmen, wie geraunt wurde, hat es sicherlich weniger zu tun, allerdings ist es auch nicht von der Hand zu weisen, dass sich viele etablierte westliche Autoren auf dem Markt gegen native Stimmen behaupten. Letztlich dürfte es ganz banal um die Gesetze des Marktes gehen: Wenn ein Buchladen oder Verleger in einem Titel ein lohnendes Geschäft sieht und dieser auch in sein Programm passt, dann wird er ihn anbieten bzw. herausbringen. Um an dieser Stelle noch etwas Konstruktives beizutragen, möchte ich einmal mehr auf die vorzügliche Frontier-Serie des Charkiwer Folio-Verlages hinweisen, in der bereits einige gute englischsprachige Bücher (die ukrainischen Originale sind parallel erhältlich) über den aktuellen russischen Krieg gegen die Ukraine erschienen sind, bspw. “Journey to the Beyond. Mariupol” von Jewhen Schyschatskyj.

2 Mindestens den ehemaligen Kanzler Gerhard Schröder haben sich die Russen durch sein Amt bei Gazprom nachweislich gekauft. Hier ist allerdings nicht der Platz, um auf all die Platzecks, Schwesigs, Kujats, Prechts, Wagenknechts, Varwicks usw. usf. einzugehen, aber das Ausmaß, mit dem Russland Deutschland in den letzten Jahrzehnten strategisch korrumpiert hat, ist mehr als erschreckend. Russland hatte den Plan, den Willen und die Ressourcen für diese Korruption. Sie ist auf sehr fruchtbaren Boden gefallen, denn an moralischen Zwergen, die sich dem Teufel verschreiben, herrscht in unserem Land ganz offenbar kein Mangel. Wie anders, wie viel integrer, wie viel schlauer ist doch bspw. Finnland, das Russland über das gesamte politische Spektrum hinweg realistisch einschätzt!

3 Sehr gut ist das übrigens nachvollziehbar in der Dokumentarserie “Die Kinder von Golzow”, insbesondere in den frühen Folgen, wo man sich als Zuschauer schon fragen muss: Was haben sie nur mit den Kindern angestellt?!

4 Ich will hier keinesfalls pauschalisierend sagen, dass man als Systemgegner per se und ganzheitlich gesehen immer der bessere Mensch gewesen ist. Es mag durchaus vorgekommen sein, dass ein Befürworter der Demokratie in der DDR selbst zu stalinistischen Methoden griff oder andere dunkle Seiten an seiner Persönlichkeit hatte. Ich blicke aber vor allem fassungslos auf jene, die als Täter oder Mitläufer ihr Tun nie reflektiert, geschweige denn bereut haben – und schlimmer noch, aktuell von “einer neuen DDR, nur mit Geld” träumen und sich politisch derart betätigen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen.

5 Dieses trostlose Spiel könnte “Gefängnis: Herrscher, Wärter, Gefangener” heißen.

Veröffentlicht am 16.06.2024

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