"Die Kosaken" (1863) ist ein Frühwerk Tolstojs. Es handelt sich
um eine Erzählung, die vom kurzen kaukasischen Sommer des jungen, adeligen
Moskauer Fahnenjunkers Olenin berichtet. Wer dieser Olenin ist, lässt sich
schnell sagen: ein menschenscheuer Romantiker, der noch keinem Weib in die
Fänge geraten ist und der fernab der großen Stadt in der Natur, im Einssein
mit Mücke, Fasan und Hirsch, vielleicht zum ersten Mal spürt, dass er lebt
und dabei mit einem gewissen Ekel an seine noble Herkunft zurückdenkt.
Unter den Eindrücken des ihm bisher unbekannten Kosakenlebens, das aus
Scharmützeln, Jagden, Wein, Tanz und Sang besteht, stürzt Olenins altes
Weltbild rasch in sich zusammen. Alles formuliert er daraufhin neu und
erhebt die Selbstaufopferung zu seinem höchsten Prinzip. Nur – wem soll er
sich opfern? Olenin, hineingeboren in eine grundverschiedene Kultur, muss
den Kosaken fremdbleiben und so ist auch seine sich bald entwickelnde Lieb-
und Leidenschaft zur schönen Marjanka dem Untergang geweiht. Doch was
kümmert den schwer Berauschten die drohende Ernüchterung, der
unausbleibliche Kater?
"Kann man denn eine Frau um ihrer Schönheit willen lieben, kann man
eine Statue lieben? So fragte ich – und liebte sie doch schon und wollte
meinem Gefühl nicht glauben." - gesteht Olenin seinem Tagebuch, aber "nicht für mich ist das einzig mögliche Glück auf Erden, nicht für
mich ist dieses Weib!". Es bleibt nur der Weg zurück in das ihm alt- und ewigbekannte Moskau.
So ist das Leben.