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Aufzeichnungen aus dem Kellerloch

Fjodor Dostojewskij

Ein 40-jähriger verarmter Kanzleiangestellter im selbstgewählten hässlichen Exil vor der hässlichen Welt, den Kristallpalast lehnt er entschieden ab – das ist der beichtende Erzähler in Dostojewskijs "Aufzeichnungen aus dem Kellerloch" (1864). Die Trägheit erdrückt ihn, etwas treibt ihn ständig zu Niedertracht und Erniedrigung, obwohl er sich seiner "boshaften Dummheit vollkommen bewußt" ist. Er kann sich nicht beherrschen. Der Krieg von Vernunft und Trieb.

Die Beichte ist eine scham- und schonungslose Offenbarung, geteilt in einen theoretischen Teil und eine Erzählung. Der erste ist eine Absage an die in den wissenschaftlich-technischen Fortschritt gesetzten Menschheitshoffnungen. In ihm finden sich so schöne Zitate wie:

"Der Mensch hat aber eine solche Vorliebe für Systeme und abstrakte Schlußfolgerungen, daß er bereit ist, die Wahrheit willentlich zu entstellen, sich Augen und Ohren zuzuhalten, nur um seine Logik zu rechtfertigen".

Und der Mensch? Er lasse sich am besten als "ein zweibeiniges undankbares Wesen" erklären.

Im zweiten Teil trifft der Erzähler mit alten Klassenkameraden zusammen. Er hat sie schon immer gehasst – und sie ihn, den Sonderling, den man allerhöchstens ein wenig aufgrund seiner Schulleistungen achten, aber natürlich nicht mögen konnte und kann. Und dann ist da noch das junge Hürchen Lisa. Dem Erzähler gelingt es, weit unter sie zu sinken ---

Nietzsche soll dieses Buch geschätzt und über Dostojewskij gesagt haben, er sei ein "grandioser Psychologe - und ein erbärmlicher Christenmensch".

Kein Urteil, nur etwas, das nachklingt:

"[...] vielleicht liebt der Mensch nicht allein die Glückseligkeit? Vielleicht liebt er im gleichen Maße auch das Leiden? Vielleicht ist das Leiden für ihn ebenso vorteilhaft wie die Glückseligkeit?"

Diese Rezension schrieb:
Arne-Wigand Baganz (2005-07-08)

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