Boxhagener Platz
Ein nasser November-Nachmittag.
Ein Sonntag, sonnenlos.
Von einem weißen Balkon
im ersten Geschoss
reckt sich eine rote Fahne
dem Boxhagener Platz entgegen,
ihn farblich zu beleben.
Der Wind hat sie schon ein paarmal
um den eigenen Stiel gewickelt.
Ich stehe unter ihr
und schaue nach oben.
Rot tropft das Blut aus ihr
auf den Bürgersteig,
tropft auf mich herab.
Das Blut von Millionen.
Das Blut der Opfer
des Kommunismus.
Ich wische es mir
aus dem Gesicht.
Und dann strecke ich mich,
aber ich bin nicht groß genug,
um die Fahne
mit meinen Händen zu fassen.
Immerhin, denke ich,
sehe ich weder
Sichel noch Hammer
auf dem roten Stoff.
Die sind früher schon
aus ihr heraus gestürzt,
erzählt ein Passant:
Der Hammer fiel auf einen Kopf,
die Sichel schlang sich schnell
um einen Hals.
Tote, Geschädigte und Befleckte
auf dem Bürgersteig.
So entsprechen die Symbole
der Wirklichkeit.
© 2023 by Arne-Wigand Baganz