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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

Dämmerung

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Nach vielen Hunderten
erschöpfender Nächte,
die keinen Tag mehr kannten,
nach Tausenden von Beerdigungen
und donnernden Ehrensalven,
nach all den tröstenden Worten,
welche Priester vor den Gruben sprachen,
und den friedlichen Gesängen,
die sie, auf ihren Herrn vertrauend, 
mit milden Tönen anstimmten,
nach Millionen leidvoller Proben
und fürchterlichsten Kämpfen,
nach beinahe völliger Finsternis,
zerrissen nur vom bösen Blitzen
der Dolche, die durch den Himmel
in mörderischen Absichten flogen,
sinkt auch das stetig an- 
und abschwellende Dauerklagen
der heulenden Sirenen
stufenlos die Tonleiter hinab,
bis es ganz verstummt.
Nur der Menschen Ohren
können es nicht glauben,
und hören weiter noch
den Alarm drohender Gefahr.

»Oh, seht doch!
Es wird wieder Tag« –
weist der freundliche Finger
auf den weiten See hinaus,
über dem es schon dämmert:

Durch den blutigen Nebel
gleitet auf matten Wellen,
den roten Schnabel voran,
flauschig-graue Jungen hinterdrein,
––– der schwarze Schwan.


* * *

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