Aktuell
© 1999-2024 by Arne-Wigand Baganz

Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

Nicht perfekt - aber perfertig

Start > Artikel > 2020

Einem vollendeten Text ist nichts hinzuzufügen. Versucht macht es trotzdem, gibt es am Ende zwar mehr Worte als zuvor, oft aber nehmen sie etwas vom ursprünglichen Text weg, werfen einen Schatten auf ihn; wenn das nachträglich Hinzugefügte wichtig gewesen wäre, würde es bereits in ihm enthalten sein. Deswegen ist es für einen Autoren meist ratsamer, zu einem Text zu schweigen: Schaffen, nicht zerstörreden. Natürlich ist kein Text perfekt, aber irgendwann ist er fertig - der Autor kann und möchte nicht länger an ihm arbeiten und gesteht sich ein: “Dieser Entwurf ist der letzte. Ich könnte zwar schon noch hier und da etwas umarrangieren, aber häufig ergeben sich dann - wenn überhaupt - nur lokale Verbesserungen, die zu Schäden in der Nachbarschaft führen”. Es ist der Moment, wo der Text zu seinem Schöpfer spricht: “Danke, dass Du mich geschaffen, mir ein Leben gegeben hast. Es gehört aber nun mir, und Du tust am besten so, als hättest Du nie etwas mir zu tun gehabt. Denke lieber an Deinen nächsten Text. Auch er wird nicht perfekt sein, aber vielleicht perfertig”.

Veröffentlicht am 27.12.2020

© 2020 by Arne-Wigand Baganz

Aufrufe: 262

Ihre Bewertung dieses Textes:


Stichwörter
#Schreiben 
Vorheriger Text:
Emil Mihai Cioran
Nächster Text:
Zwei Bilder vom Jahresende