In Berlin wird endlich Frühling. Auf den Bänken im Rummelsburger Zamenhofpark versammelt sich an immer lustigerer Luft in die Jahre gekommenes aber deswegen nicht weniger trinkfreudiges Mannesvolk, jedoch hauptsächlich und selbstverständlich um sein sonst ungebrauchtes Esperanto zu pflegen; so gern ehrt man den Namensgeber. Nebenbei bestaunt man das bunte Blumengut der Gärtner und die griesgrämigen Passanten, die das frivole, öffentlich vollzogene Brauchtum von ihren Gesichtern klar ablesbar verachten.
Der Park ein paar hundert Meter weiter südlich ist der ehemalige Städtische Friedhof von Rummelsburg. Hier befinden sich auf einem schmalen, eingezäunten Streifen an einem seiner Ränder die Gräber von 315 Kriegsopfern, 142 davon aus dem Jahr 1944, 103 von Anfang bis Mitte 1945. Die Wiederholungen von Nachnamen bei gleichem Todesdatum lassen auf Familientragödien schließen. Achtruth, Feigel, Grewatsch, Liecke, Unruh, Weiland usw.; manche Familien wurden dem Anschein nach auch in zwei Stufen ausgelöscht. Zeit zum Trauern.
Durch den Park tollen Hunde. Die Mülleimer sind bis zu zwei Dritteln mit ihrem Kot gefüllt. Man achtet auf Ordnung.
Eine weibliche Amsel treibt ein wildes Spiel im Gras.