november, ungeloest
november verhuellt der stadt
straßen und alleen;
stumme hetzmassen
fegen ueber
den feuchten asphalt;
das klappern der schuhe
geht weiter, weiter!
zur arbeit
zum amt
in die geschaefte
schulen, universitaeten
kindergaerten, kinos
und nirgenwohin.
jeder einzelne
als teil des ganzen
nicht mehr er selbst
im tempo der flucht
bewegt sich
in der welt
als vorstellung nur
in meinem kopf
dessen schaedeldecke
bildet bewachte grenzen:
alles, was ausbruch wagt
wird erschossen
die augen geschlossen
oder offen
sehe ich schwarz
und die menschen wie ameisen
sehe ich schwarz
und den wuchs der technik tentakel
sehe ich schwarz
zahlen, zahlen, zahlen
sehe ich schwarz
und november, der
verhuellt der stadt
straßen und alleen...
worte schlingen sich
auf all meinen wegen
gedanken schlafen mit mir
und wachen
toechter habe ich
und soehne
sie wohnen hier
und dort
in den betonbauten marzahns
in den betonbauten lichtenbergs
in den betonbauten hohenschoenhausens
ueberall
auf der welt
wohnen, wachen, schlafen
worte, gedanken
mit mir!
eine großmutter hat
ihren namen vergessen
ein bettler verkauft
gefaelschte metrokarten
einer vom bau trinkt
sein erstes bier
des ueberfluessigen entledigt
haben sich die baeume
die unbeschriebenen blaetter
gefallen: laden alle
zum fallen auch ein
immer haltlos waelzt sich
ein jeder
lichteren zeiten
entgegen
von erinnerungen
zehrend:
so
ein
hunger!
die augen geschlossen
oder offen
sehe ich schwarz
und die menschen wie ameisen
sehe ich schwarz
und den wuchs der technik tentakel
sehe ich schwarz
zahlen, zahlen, zahlen
sehe ich schwarz
und november, der
verhuellt der stadt
straßen und alleen...
aber dort
ein kleiner punkt nur
in der masse
ist ein kind
das stillsteht
allein
sieh, wie doch
viel waermer als neon
kindes augen noch
leuchten
der edle zweifel:
das betrachtende wir
hat sich nie
keinen schein
nicht geloest
im november.
© 2005 by Arne-Wigand Baganz