Die Hüter des Waldes, auf Ausgleich, Harmonie und Frieden bedachte Gesellen, füttern das kleine, freche Raubtier, das an den Wegrändern listig lauert, immer wieder mit Abfällen aus den Operationssälen der umliegenden Städte, damit es nicht nach den Wanderern schnappt, die an sonnigen Tagen hier vorbeikommen, aber mit der Zeit wird das Tier größer, denn es wächst und wächst mit jeder Fütterung, und so wird es auch hungriger und hungriger, stärker, kräftiger. Immer größere Brocken müssen ihm hingeworfen werden, damit es nicht murrt und mit seinen Klauen düstere Andeutungen macht, doch selbst diese größeren Gaben sind ihm bald nicht mehr genug. Ein besonders bedächtiger Hüter schlägt seinen Kollegen vor, dem Tier frisch Verstorbene, die man aus den Gräbern auf den Friedhöfen holen könnte, vorzusetzen, aber sie lehnen diese Idee empört ab. Die Geschichte nimmt so oder so ihren Lauf: Endlich will das mittlerweile riesige Tier doch einmal einen Wanderer kosten, lange genug hat es die fröhlich an ihm vorbeiziehenden Menschen nur lüstern angeschaut, jetzt möchte es das hungrige Waldlebewesen ganz genau wissen: Wie schmeckt so einer? Und es schreitet eines Tages zur Tat. Die Hüter des Waldes sind bestürzt, sie sind entsetzt, als sie später die abgenagten Knochen eines verspeisten Menschen entdecken, denn sie wissen sofort, auf wessen Konto dieses schreckliche Verbrechen geht. Noch bestürzter sind die anderen Menschen, als sie schließlich in sich immer weiter verdichtenden Gerüchten von diesem Unglück erfahren. Hätte man nicht wissen können, was man von diesem Raubtier zu erwarten hatte? Eigentlich schon, aber es gab viele, die sagten, es war sogar die Mehrheit, die sagte, dass es gar kein Raubtier sei, sondern ein Lebewesen wie wir – mit seinen eigenen, ganz berechtigten Interessen. Nun wird es sehr schwer sein, dieses mächtig gewordene Raubtier zu bändigen:
Es hat den Wald längst verlassen, es zerstampft ganze Städte und Ländereien – wie es ihm gefällt. Wer hält es jetzt noch auf?