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Ich baue Kartenhäuser

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Meine Texte sind meist wie Kartenhäuser: Voller Übermut und Freude gebaut, dabei regelmäßig doch sehr einseitig, oberflächlich und obendrein in maßlosem Schwarz maßlos angemalt. Wie bei allen Kartenhäusern reicht es, hier oder da eine Karte zu berühren, reicht der zarteste Windhauch, damit alles zusammenstürzt; aber das macht mir gar nichts: Ich bin der Sisyphos des Kartenhausbaus. Etwas anderes kann und mag ich nicht sein, die Vergeblichkeit ist in Wahrheit meine Bestimmung, mein Paradies. Stürzt ein Haus ein, dann schaue ich nicht auf die Trümmer sondern nach vorn (wo immer das sein mag) und erschaffe in einem inspirierten Moment das nächste klägliche Gebäude, damit ihm dasselbe Schicksal widerfahre. Oft sind meine Texte auch wie verwunschene Blumen, die ich in meiner Hand für ein buntes Sträußlein halte, überreiche ich sie jedoch jemandem, dann offenbaren sie sofort, dass sie eigentlich nur welke, modrige Stengel sind. Stell Du sie gern trotzdem in eine Vase oder wirf sie einfach weg. Wie auch immer Du entscheidest: Alles ist gut.

Ich habe – nach gewissen Kriterien bewertet – im Lauf der Jahre schon einige unverantwortliche Texte geschrieben, ein paar wenige tatsächlich mit dem Wunsch, dass Leser ihnen widersprechen mögen. Das mag für einen Autoren keine besonders kluge Strategie sein – aber was soll es. Natürlich ist jedes zusammengestürzte Kartenhaus irgendwie auch eine Anklage, die einen verfolgt, sind die zusammengestürzten Kartenhäuser eine Anhäufung von Anklagen, und manchmal sind mir Texte nach meinen aktuell gültigen Kriterien einfach wirklich nur missraten – Metaphern hin oder her.

Veröffentlicht am 23.11.2021

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