Der Arbeitstag endet. Jeden Arbeitstag. Der Weg nach Hause. In die U-Bahn. Hetzen, wenn sie schon da ist, wenn ich die Treppen hinunter steige. Ansonsten: Warten. Vor den Gleisen. In den Gleisen ist immer einiges los. Ich bin ein Beobachter, nicht der beste. Ein Beobachter wie viele andere Menschen auch. Ich sehe. Ich denke. Ich sehe Mäuse. Ich denke, so klein sie sind, habe ich Ehrfurcht vor ihnen, wie sie ihr Leben meistern, bilde mir ein, ich könnte es von oben schon ganz gut überschauen. Klein sieht dieses Leben von der Plattform wahrlich aus, einfach ist es nicht. Wenn von ferne die U-Bahn dröhnend sich ankündigt, flitzen die Mäuse in ihre Verstecke. Einfach ist es nicht. Einfach ist es nicht. Neulich war Silvester. Man sieht es den Gleisen, noch immer nicht gereinigt, an. Böllerkram, dieses typische rote Papier, Fetzen, Scherben. Nicht weit von der Junkie-Spritze, die auch schon letztes Jahr in den Gleisen lag, liegt jetzt eine weitere. Das sammelt sich. Denn alles neu macht das neue Jahr. Das Blut in der alten Spritze ist noch dunkler geworden. Sie ist so klein. Alles ist klein, so schrecklich klein. Wie in einem kleinen Film kam ich neulich in den Schacht, sah den ersten Schießer schon auf der Mitteletage pennen, komme die Treppen herunter, sehe den nächsten, der wie der erste aussieht, denke: Nanu - und nach ein paar Schritten der dritte. Was für ein Wahnsinnstag. Es muss eine wirklich gute Lieferung gegeben haben. Haben sie damit gerechnet? Der Arbeitstag endet. Jeden Arbeitstag. Der Weg nach Hause.