Jeden Abend singt die schwarze Amsel ihre wohlklingenden Sentenzen vom selben Platz aus hinaus in den Hinterhof. Stolz auf ihre Kunst und begabt wie ein Welttenor sitzt sie da und bewegt eifrig ihren orangenen Schnabel. Überheblichkeit braucht man ihr nicht vorwerfen. Sie ist ein echter Künstler. Einfältige Leute sagen: nun ja, aber letztendlich ist es nur ein Territorialgesang, mit dem sie sich an ihre Artgenossen wendet. Mag sein, ich kann es nicht prüfen, denn eine Amsel lässt sich schlecht nach ihrer Motivation befragen. Ich versuche also, mich in diese Betrachtungsweise einzufühlen. In menschliche Dimensionen übertragen ist dieser Vogelgesang danach in etwa so, wie wenn ich vor dem Einschlafen für andere noch wohl hörbar ein Liedchen anstimme, damit ich morgen nicht aus meinem Bett geworfen werde und in Russland aufwache. Deswegen also singt die Amsel so schön.