In seinem neuesten Gedichtband «Dunkelstunden» (2022) wendet sich der Autor dieser Internetpräsenz wieder häufiger den schwarzen Seiten der menschlichen Existenz zu, die sich
uns allen in den letzten Jahren vermehrt gezeigt haben. Er schreibt seine
Texte in der ihm eigenen Art über die Herausforderungen der Gegenwart, den
barbarischen Krieg Russlands gegen die Ukraine, das anfangs noch ungewohnte
Leben in der Pandemie und die zahlreichen anderen Krisen, in die wir
bewusst oder überraschend gerutscht sind. Aufgehellt werden diese Texte von
Naturbetrachtungen, deren Gegenstände beispielsweise Vögel oder
Landschaften sind, und einigen nicht immer vollkommen ernsten Bagatellen.
Dunkelstunden
Zeitgedichte & Bagatellen.
Arne-Wigand Baganz
118 Seiten inkl. zweier s/w-Abbildungen
ISBN 979-8849020907
EUR 9,95
Der Gedichtband ist erhältlich bei amazon.de
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Rückseite des Buches
Arne-Wigand Baganz (*1978)
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Fragen & Antworten
Was steckt hinter dem Titel «Dunkelstunden»: Warum hast Du Dein Buch so genannt?
Für die Erklärung muss ich etwas ausholen. Im Frühjahr 2022 habe ich, um
meine vom Krieg aufgewühlte Seele zu beruhigen, die wunderbaren Gedichte
des Ukrainers Bohdan-Ihor Antonytsch gelesen und mich auch an einigen
wenigen Übersetzungen derselben versucht. Im Text «Mater Dolorosa» gibt es eine Stelle, wo von einer dunklen Stunde die Rede ist, das habe ich
als Dunkelstunde übersetzt, weil ich es schöner fand und habe mich dabei
natürlich auch an die berühmte Zeile von Rilke erinnert («Ich liebe meines
Wesens Dunkelstunden»). Das Wort hat sich irgendwie bei mir festgesetzt,
ging mir tagelang nicht mehr aus dem Kopf und schien mir bald ein guter
Titel für das Buch, an dem ich schrieb, zu sein. Längere Zeit habe ich ihn
aber nur als Arbeitstitel betrachtet, denn ab einem gewissen Punkt war ich
mir ziemlich sicher, dass mein Buch «Der Krebs der Erde» heißen sollte, was mir dann aber doch nach vielen Überlegungen ein wenig zu
krass war und ich später vielleicht bereut hätte, obwohl er inhaltlich
genauso angemessen gewesen wäre – nicht ganz zufällig enthält mein neuer
Gedichtband genau 69 Texte …
Die Gedichte in «Dunkelstunden» habe ich in den Jahren 2020–22 geschrieben – also zu Zeiten der globalen
Pandemie, der neuerlichen kriegerischen Aggression Russlands gegen die
Ukraine, wachsender Sorgen um den Zustand unseres Planeten usw. usf..
Es gibt gewiss noch viel düstere Zeiten in der Geschichte der Menschheit,
aber der Begriff «Dunkelstunden» passt vermutlich nicht nur auf mein Buch,
sondern auch auf die Zeiten, die wir gerade durchleben und die ja auch in
ihm wiederum zum Teil dichterisch beschrieben werden; deswegen ist im
Untertitel von Zeitgedichten die Rede.
Was ist das für ein Bild auf dem Cover?
Auf dem Bild ist ein Ruinenstück einer ehemaligen russischen Seefestung in Karosta bei Liepāja in Lettland zu sehen, das in den Wellen der Ostsee steht. Für mich ist das ein Bild mit
großer Symbolkraft, ich habe es am Anfang des Jahres aufgenommen. Zum einen
mahnt es uns, über die Vergänglichkeit dessen, was wir schaffen und auch
des eigenen Lebens nachzudenken, zum anderen aber auch über unseren Umgang
mit dem Planeten, auf dem wir leben. Außerdem vermittelt dieses Bild von
der Ruine eines militärischen Bauwerks, das die Russen einst noch unter
einem Zaren errichten ließen, um ihre Macht auf die Ostsee zu projizieren,
natürlich auch eine starke politische Botschaft:
Der russische Kolonialismus, der russische Imperialismus ist besiegbar, er
lässt sich zurückdrängen. Heute leben die Letten nämlich wieder ein
selbstbestimmtes Leben, stehen nicht mehr unter der russischen Knute. Sie
wissen aber auch aus bitterer Erfahrung, was sie zu verlieren haben, was
auf dem Spiel steht.
Das darf und muss uns Hoffnung geben, auch für die Ukraine, Georgien,
Transnistrien und alle anderen Länder und Regionen, die heute noch unter
Russland leiden müssen. Natürlich ist das kein Selbstläufer, sondern muss
aufwändig erkämpft werden.
Kannst Du uns noch etwas zu den Inhalten des Buches erzählen?
Das Buch ist in vier Teile geteilt. Im ersten geht es im Wesentlichen um gesellschaftliche Themen, die
Zerstörung der Natur, das Leben in der Großstadt oder Europa als Traumort
von Flüchtlingen aus weniger reichen, demokratischen und friedlichen
Regionen der Welt. Der letzte Teil ist eine Art individual-historische
Erzählung des russischen Krieges gegen die Ukraine, die im November 2021
ansetzt, als wir schon das Rasseln der Panzerketten an den Grenzen
vernehmen konnten. Natürlich ist diese Erzählung lückenhaft, teilweise sehr
emotional und auch persönlich. Sie ist gewissermaßen auch die traurige
Fortsetzung meines Ukraine-Buches «Ukrajina, Ukrajinka», das erst im Januar 2022 erschien.
Zwischen dem ersten und letzten Teil des Buches finden sich zwei weitere
Teile, die thematisch nicht so stringent sind. Es geht beispielsweise um
das Schreiben von Gedichten selbst, Pflanzen, den Wechsel der Jahreszeiten,
die vergangene Liebe usw. – es ist eine recht bunte Sammlung von Texten
geworden, die hoffentlich trotzdem zuerst neugierige und dann zufriedene
Leser finden wird. Mein nächstes Werk wird dann wieder monothematisch sein.
Es ist bereits in Arbeit.
In «Dunkelstunden» enthaltene Gedichte
Status quo · Die
Meise · Erwartung · Zu-groß-Stadt · Abstrakte
r Künstler · In der Kleingartenkolonie · Umschiffung
der Wortgefahren · Die Guten · Das Böse · Ein
schöner Ort · Im NKWalD · Europa · Single
City · Service-Personal · Mammon · Vom
Sterntaler · Status
futurus · Gleichnis · Herbst · Brandenburgs
Äcker · Reisen in Zeiten der Pandemie · Das
Eine · die fliege: · Mittsommer · Der
Fotograf · Bedarfshalt · Die Biene und der
Schmetterling · Bilder · Über eine
Schwarz-Weiß-Fotografie · Kein Spatz sein · Stimmen im
Park · Vorherbst · Ok, Oktober · Die
Laubräuber · Kostbar und zerbrechlich · Zwei
zeilenweise tanzende Schmetterlinge · Der
Instrumentalist · Sich haben · Poesie des
Alltags · Ohne Adjektive · Post-pandemische
Retro-Vision · Was Glück ist · Fremde
Heimat · Mohn · Tragen · Fette
Brummer · Sozopol · La
Mancha · Unspektakulär · Payasito
triste · Nachbetrachtung · Sternenhimmel über
Rummelsburg · Dunkelstunden · Die
Gerste · Trügerisches Börde-Idyll im Juno · November
2021 · Neujahrszirkus in Lwiw · Ukrajina,
Ukrajinka · Dieses Jahr kein Frühling · Keine Unschuld
in einer Welt voller Sünde · Cancer terrae · Traum und
Erinnerung · Auf der
Flucht · Sommerfest · Die Schwarzen
Blätter · Bruno
Schulz · Grenzerfahrung · Solotwyno · Coda