Die in vier Bücher geteilte Gedichtsammlung «Lieder aus der Bukowina» von Ernst Rudolf Neubauer (* 17. April 1828 in Iglau, Mähren; † 4. Mai 1890
in Radautz, Bukowina), aus der nachfolgend das Stück «Melancholie» präsentiert wird, erschien in Wien im Jahr 1855. Neubauer hat die
Rechtswissenschaft in Prag und die Philosophie in Wien studiert. Er
beteiligte sich an der Revolution von 1848/49 im Kaisertum Österreich und
wurde in der Folge an den Rand des Reiches, in die Bukowina, verschickt –
dort ging er dem Beruf des Gymnasiallehrers am k.k. I. Staatsgymnasium
Czernowitz (heute Chernivtsi, Ukraine) für 25 Jahre nach. Seine Fächer
waren Literatur und Geschichte.
Zu seinen Lebzeiten hat Ernst Rudolf Neubauer zahlreiche Bücher mit
Gedichten, Erzählungen und historischen Abhandlungen veröffentlicht.
Das erste Buch der «Lieder aus der Bukowina» handelt von der Liebe. Die
Verse in diesem sind nett geschrieben, müssen aber nach meinem Empfinden
der Nachwelt nicht unbedingt neu präsentiert werden. Das von mir gewählte
Gedicht stammt aus dem Zweiten Buch; es ist das erste in der Sammlung, bei
dem ich länger verweilte. In der Originalausgabe findet es sich auf Seite
56 und folgt auf die Gedichte «Harmonie» und «Vergänglichkeit».
Für den Hinweis auf den mir zuvor unbekannten Dichter bedanke ich mich bei
Kate Tsurkan.
Zitat: Melancholie
Am Felsen möcht' ich stehn,
Vom Meer umbrüllt,
Und all' die Bilder sehn,
Die es enthüllt.
Im Wogenbrand' das Boot
Vom Grab' bedroht,
Den letzten Schrei der Noth –
Und nichts als Tod. –
Und lachen möcht' ich drauf
Durch Sturm und Graus,
Es gellte bis hinauf
Ans Sternenhaus. –