Wer ist Angela Merkel? Was treibt sie an? Seit 2005 ist sie jetzt
Bundeskanzlerin, fast 16 Jahre lang. Was bedeutet ihr dieses Amt? Ich muss
sagen, ich verstehe die Frau nicht. In den frühen 1990ern sah ich sie zum
ersten Mal im Fernsehen, damals war sie noch Bundesministerin für Frauen
und Jugend. Ihr ganzes Auftreten war mir schon seinerzeit zutiefst
unsympathisch, sie schien mir wie ein fühlloser Parteisoldat, der stramm
seine Sache durchzieht, ohne einen Millimeter davon abzuweichen und ohne
sich wirklich dafür zu interessieren. An Merkel kann man vieles sehr
oberflächlich bemängeln, zum Beispiel ihre stark hängenden Mundwinkel.
Albert Camus hat einmal gesagt: “Von einem bestimmten Alter an ist jeder
Mensch für sein Gesicht verantwortlich”. Wenn man diesen Satz als junger
Mensch hört, mag er einen schockieren. Ist man später wirklich für sein
Gesicht verantwortlich? Auf gewisse Weise schon. Das Leben, das man führt,
schlägt sich auch im Gesicht nieder. Tausendfach ausgeübte Mimik
hinterlässt irgendwann ihre Spuren.
Das hier ist ein etwas emotionaler Artikel, deswegen gestatte ich mir auch
zu sagen: Angela Merkel hat den Charme einer Gefriertruhe. Wenn ich sie in
den Medien sehe, gelingt es mir nie, gleichzeitig auch den Menschen Angela
Merkel zu sehen. Ich sehe immer nur eine berechnende, unterkühlte Frau, die
uninspirierte, vorbereitete, holzschnittartige Sätze von sich gibt, immer
bedacht darauf, nichts zu riskieren, wie ein Boxer, der so gut wie nie aus
der Deckung kommt und dann trotzdem immer den Sieg davonträgt, weil er
geduldig ist und seine Gegner müde macht. Merkel ist gewiss eine
ausgefuchste Herrscherin, die irgendwann für sich entdeckt hat, dass sie
mit der ihr eigenen Art Macht über andere Menschen ausüben kann und hat
dann das Spiel bis zur Spitze getrieben, indem sie zum passenden Zeitpunkt
den Vatermord an Helmut Kohl verübte und später all ihre Konkurrenten
einfach einfror – mit eben ihrem Kühltruhencharme. Man nennt sie lieb- und
bösartig Mutti, Kröte, Gouvernante. Vielleicht ist sie auch nur die
theoretische Schwiegermutter des Grauens, die man zum schönen Mann oder zur
schönen Frau dazubekommt, ohne sie bewusst gewählt zu haben.
Was wird von ihrer Politik bleiben? Bankenrettung, Abwrackprämie,
Flüchtlingskrise. Verwalten, aussitzen. Immer wieder aussitzen. Und
natürlich auch ein bißchen dürftige Pop-Kultur: Merkel-Raute & Co.. Was ist
mit der Zukunft des Landes, Generationengerechtigkeit für die Jüngeren,
exzellenter Ausbildung und Aufstiegschancen, Abbau von Bürokratie,
Digitalisierung? Nichts. Merkel-Jahre sind auch verschwendete Jahre – Jahre
der Stagnation. Sie haben die AfD stark gemacht und die demokratische
Diskussionskultur in Deutschland schwer beschädigt, weil Merkel keine Frau
ist, die viele Diskussionen zugelassen hat, zu gern hat sie durchregiert
und einfach Fakten geschaffen. Man kann es ihr schwer verübeln, wenn man
auf ihre Herkunft schaut, denn was Angie nicht gelernt hat, lernt Angela ja
nimmermehr.
Im Herbst wird ein neues Kanzly¹ gewählt.
So viel steht für mich bereits jetzt fest:
Ich werde Merkels schneidiges “Wissen Sie” nicht vermissen.
¹ Ein satirischer Tribut an die geschlechtsbesessenen Sprachverbesserer.