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Der Tod in Rom

Wolfgang Koeppen

Deutsche nach 1945, von Wolfgang Koeppen 1954 ganz mutwillig als Romanfiguren-Ensemble zusammengestellt, treffen sich in der Ewigen Stadt. Aber: Treffen sie sich denn? Und wenn nicht sich, wen treffen sie in der Ewigen Stadt? Treffen sie vielleicht nur grobe Menschenplastiken des Autoren, die ebenso grobe, groteske Namen tragen?
Adolf Judejahn, der frisch geweihte katholische Priester (Zölibat), der wie der grüblerische
Sigurd-Siegfried Drachentöter Pfaffrath (Zwölfton-Komponist und so ein wenig Koeppens Alter Ego) einer nationalsozialistischen Ordensburg entsprungen ist,
Gottlieb (gar-nicht-lieb) Judejahn Sr., Nazi-Kriegsverbrecher, nun unter künstlicher Identität kriegsgeschäftlich im Nahen Osten unterwegs und längst wieder obenauf, dazu seine
Frau Eva (nicht-Braun-aber-noch-durch-und-durch-Nazi) Judejahn, die den Holocaust überlebt habende Jüdin
Ilse Kürenberg, ehemals Aufhäuser (denn der Vater besaß K-aufhäuser) und ihr
Dirigenten-Mann; der
Oberbürgermeister Pfaffrath (Vater des Korpsstudenten
Dietrich und schon erwähnten Siegfried), die Italienerin
Laura (= die von Bett zu Bett hüpfende Barfrau eines Schwulenlokals), die römischen
Strichjungen, welche immer nur irgendwie als geldgierige schöne Knaben (am Tiber durchaus einmal in roter oder gelber Badehose erscheinend) umschrieben werden,
Menschen,
Menschen,
Menschen...
Warum treffen sie sich in Rom? Und treffen sich ja doch nicht... Weil es der Autor so wollte! Und des Todes wegen!! Der Tod in Venedig, der Tod in Rom, der Tod überall (Literatur). Thanatos unvermeidlich zugesellt: Eros, dunkler Eros. Und Macht, der Wille zur Macht - der Wille zum Leben, das Grauen im Leben, der Überdruss am Leben. "Adams böser Samen" ... (sollte - so denkt eine Koeppensche Menschenplastik - nicht mehr ausgeschüttet werden, dann wäre endlich Schluss mit dem Leben-Leiden-Leben). Das ist also (Summe): Aufklärerischer Nihilismus, ein poetisch fein ausgeführter Ofenschuss. Am Ende Trümmer, aber die waren schon vorher da (Nazi-Erbe). Koeppens "Trilogie des Scheiterns" ("Tauben im Gras", "Das Treibhaus", "Der Tod in Rom"): Selbst nur ein Scheitern, aber konnte auch nicht mehr sein / werden, da Scheitern ja unser Leben ist... Doch manches Scheitern ist schöner als anderes.

Diese Rezension schrieb:
Arne-Wigand Baganz (2009-05-06)

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     » Tauben im Gras (1951)
     » Das Treibhaus (1953)

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