(Einem Opfer gewidmet)
Heute haben sie wieder eine neue Figur auf die Theaterbühne gestellt. Vielleicht ist es auch schon länger her - so genau passe ich bei diesem geistlosen Spiel nach all den Jahren nicht mehr auf und eigentlich, ja eigentlich ist es über alles und noch drei Hügel weiter egal. Es zählt allein, was ist. Und was ist, das ist diese neue Figur auf der Theaterbühne. Sie stand lange, so glaube ich mich zu erinnern, nur in den staubigeren Ecken herum, weil sie noch nicht recht gebraucht werden konnte. Nun aber ist ihre Zeit gekommen. Dafür hat man hat ihr nur die feinsten Manieren beigebracht und sie in einen von sehr weit her geholten Anzug gesteckt. Der Kragen dieses kostbaren Kleidungsstückes glänzt sogar noch von hier hinten, den allerletzten Reihen, wo ich sitze, stehe oder liege - so wie es mir gerade gefällt. Aber ich bin ehrlich: Es gefällt mir nicht.
Sicherlich ist mein Gesicht bei diesem Beobachten aus der Ferne zu einer von Abscheu geprägten Maske erstarrt. Welch ein Glück, sage ich mir, dass sie nur die Bühne in gleissendes Licht getränkt haben. Und so schaue ich weiter nach vorn, gänzlich unbemerkt.
Oh, sie müssen lange mit Dir geübt haben, damit Dir diese Rolle steht oder nur halbwegs glaubhaft abgenommen werden kann. Und doch bin ich erstaunt. Mit den fein nach hinten gestrichenen Haaren und der so freiliegenden Stirn hast Du der Zukunft glatt 10 Jahre Deines Lebens vermacht und dein Blick geht gerade in die Unendlichkeit. Nur das Lächeln verrät dich. Noch allzusehr scheint da die bloße Absicht des entmenschlichenden Drehbuchs hindurch, dieser fremde Wille, der dich so geformt sehen will. Schon bald, denke ich mir, wird der Regisseur dies nachbessern. Dann bist du wirklich ein perfekter Lackaffe. Einer von übervielen.