Als Du erzähltest, obwohl Du nie etwas erzähltest: Warum gerade von jenem? wusstest Du, dass diese Erzählung bleibt, auch wenn Du einmal fortgegangen sein würdest. Du bist. Ich verstand den tieferen Gehalt dieser Erzählung lange nicht, er musste mir erst aufgehen wie ein Same, der von den Göttern vorherbestimmt an einem gewissen Ort in die Erde gefallen war und dort der optimalen natürlichen Bedingungen harrte, die ihn einst zum Keimen bringen würden. Jahrelang nämlich, und damit komme ich zum Kern, mache ich mich verständlich, schälte ich keine Kartoffeln. Vielleicht war ich nur ein fauler Gesell, dem seine Zeit dafür zu schade war, aber irgendwann fing ich damit an und da verstand ich, was Du mir einst erzählt hattest, denn immer, wenn ich nun Kartoffeln schäle, muss ich an Dich, Dein Leben, Deine kleine Geschichte denken: Wie Du damals selbst nach dem Krieg für die Russen Kartoffeln schältest, und wie sie scharf auf Dich aufpassten, damit Du keine einzige kostbare Knolle stiehlst, und wie Du die Schalen extra dick trenntest und Dir diese doch heimlich, voller Angst vor den Folgen, in die Schürze stecktest, um Deine hungrige Familie damit zu ernähren. Immer, wenn ich Kartoffeln schäle, muss ich also an Dich denken, wie Du damals diese Kartoffeln schältest und mir später davon erzähltest: Etwas, das bei mir bleibt, so lange ich selbst noch Kartoffeln schälen werde. Ich erinnere mich an Deine mir etwas unheimliche, doch würdevolle Existenz: Dein steinernes Schweigen wie bleierne Schwingen, die Dich trugen durch die gestohlene Zeit; Betonjahrzehnte abgesessen, bei stummen Halma-Spielen und später endlosen Tennisübertragungen pfumm – pfummm – pfummmm im besetzten Land, im gleichfalls gestohlenen Leben. Goldenes Haar? – und alles ertragend. Sicher. Unsicher. Sicher. Im nächsten Dasein wird alles besser, werden wir alles besser machen, werden wir bessere Menschen sein Kartoffeln gedankenlos schälend