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Erfolg und Bosheit

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„Das bin ich wirklich; böse, besoffen, aber gescheit.“ - das hat Joseph Roth im November 1938 unter eine Zeichnung, die ihn darstellen sollte, geschrieben. Im Mai 1939 starb er. Joseph Roth war sicherlich gescheit und häufig besoffen - aber böse? Bosheit ist mir in seinem Werk nicht begegnet, und als Menschen kannte ich ihn natürlich nicht, aber Bosheit kann ich mir bei ihm schwer vorstellen. Vielleicht, wenn er betrunken war - betrunken verhalten sich viele Menschen abscheulich, wenn sie sich am Morgen danach erinnern, schämen sie sich und sagen gegebenenfalls “Entschuldigung”. Viele Künstler, die bekannt geworden sind, waren auf ihre Art böse. Erfolg ist ja ohne eine gewisse Boshaftigkeit nicht zu denken. Ich könnte zahllose Beispiele anbringen und verzichte deswegen lieber ganz darauf. Wir erfolglosen Menschen haben das Glück, an unserer Erfolglosigkeit, die kein Unglück ist, wachsen zu dürfen - so, wie es uns schon die letzten Neuplatoniker als Trost ausgemalt haben. Die erfolgreichen Menschen gehen an ihrem Erfolg zugrunde - oder auf jeden Fall an irgendetwas anderem. Was uns zerstört bekommt wenigstens niemand mit.

Veröffentlicht am 14.07.2020

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