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Ein Besuch im Buchladen

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Heimisches Bücherregal (2021)

Wie mag ein Außerirdischer empfinden, wenn er unseren Planeten das erste Mal besucht? Die meisten werden antworten: Woher soll ich das wissen, habe ich denn schon einmal einen Außerirdischen gesehen, und wenn ja, mich auch mit ihm unterhalten? Wahrscheinlich nicht, ich aber habe dazu eine ungefähre Ahnung, die sich aus meinem kürzlich erfolgten Besuch eines Buchladens im “Alexa”-Einkaufszentrum in Berlin Mitte ableitet. Als Mann des Wortes, als Dauerleser hätte ich mich dort sofort heimisch fühlen müssen: Im Laden sah es aus wie auf meinem erdfernen Buchplaneten – Bücher auf Tischen, Bücher in meterlangen Regalen, überall Bücher; hier und da angeklebte weiße Zettel, auf denen sich mit Frauenschrift ein schwarzer Edding hastig zu schaffen gemacht hat: Empfehlungen des Personals. So sei beispielsweise ein Buch lesenswert, weil es Biographisches mit Philosophischem verbinde. Natürlich, wer wollte das nicht sofort lesen? Es ist bestimmt eine total bio-philo-phiphige Sache.

Ich gehe an hunderten von Moleskine- und anderen sich luxuriös gebenden Notizbüchern vorbei, für die man so um die 20 Euro zahlt. Der käufliche Traum vom Schriftstellen, den man der Außenwelt stolz vorzeigen kann. Man verzeihe mir meine Skepsis, aber bleiben die meisten dieser Bücher, einmal gekauft / verschenkt, nicht genauso leer, wie sie hier im Regal stehen? Ich verstehe: Was macht das schon? Selbstverständlich nichts, es geht schließlich um das schöne Träumen schöner Träume von schönen Träumern ...

An einem Tisch durchblättere ich eine ganz nett aufgemachte englische Gesamtausgabe von Edgar Allan Poe in einem Band. Irgendwie hat man es geschafft, die Buchseiten schon jetzt gelblich aussehen zu lassen. Nicht schlecht, aber auch nicht echt. Ich lese hier und da ein paar Zeilen und bleibe bei “Arthur Gordon Pym” hängen. Den hätte es wirklich nicht gebraucht. Was brauche ich? Keine Fitzek-Playlist, keinen Rossmann-Oktopus und ganz sicher auch keine “Blaue Frau”. Gebt mir Plotin, Pseudo-Dionysius Areopagita, Boëthius und dergleichen – dann bin ich still ein Weilchen.

Veröffentlicht am 09.11.2021

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