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Ukraine  Eine Reise durch die Ukraine in 113 Gedichten  Ukraine

Ein Sonntag in der Vorweihnachtszeit

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Bleich wiegt das vom Frost entfärbte
Pampasgras im grausen Winterwind,
braune Halme werden von ihm gebrochen,
brachen früher auch schon im Herbst.
Zentimeterweise schmilzt der Schnee
vom Haus weg, bis nichts weißes
mehr übrig bleibt.

Ein Tag ohne Sonne:
   Vergehen wird er
   wie jeder andere,
   nur düsterer,
   nur schwerfälliger.

Hängt er sich wie
ein 500 Kilo-Gewicht
um meinen Nacken?

Hah! – das soll mich niederdrücken?!

Die Luft geht schwanger mit den Klängen
der Gesänge aus bulgarischen Klöstern,
den Panflöten der Anden, den geometrischen
Melodien der Kelten; auf den viermalzwei
stählernen Saiten der in Griechenland
handgefertigten Mandoline, die paarweise stets
leicht höhenverschoben tönen,
zupfe ich mich nebenbei 
vom Mittelalter vorwärts
zum kunstlockigen J. S. Bach,
immer eingeengt vom unbeugsamen
Korsett der festsitzenden Noten –
mich dennoch freuend, wenn Passagen
manchmal gut gelingen.

Stunden vergehen.

Geschickt entziehe ich mich
dem Joch selbst entworfener Pläne,
die ja doch zu nichts führen. 

Hallo, Du mein schlechtes Gewissen!
Ich habe Dich trotzdem.
   (Ungern)

Der frisch gemahlene Kaffee
in der Hauptstadt geröstet,
der blumenversetzte grüne Tee 
irgendwo in Asien gewachsen,
der Hirsebrand honiggolden glänzend,
die Schriftzeichen auf der Flasche:

Für mich Hieroglyphen.

Später fliege ich durch die Seiten
allzu vieler Bücher,
durch Texte, Verse, Zeilen
auf der Suche,
immer auf der Suche.

Wonach?

Abends Dal Makhani,
extra-scharf, selbst gemacht.

Sahnetrunken.

Gute Nacht.


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