"Den sogenannten Lebenskampf führen wir, nicht weniger
als um Hunger und Liebe, um die Ertötung der Masse in uns.
Unter Umständen wird sie so stark, daß sie den einzelnen
zu selbstlosen oder gar gegen sein Interesse laufenden Handlungen
zwingt. »Die Menschheit« bestand schon lange, bevor
sie begrifflich erfunden und verwässert wurde, als Masse. Sie
brodelt, ein ungeheures, wildes, saftstrotzendes und heißes
Tier in uns allen, sehr tief, viel tiefer als die Mütter. Sie
ist trotz ihrem Alter das jüngste Tier, das wesentliche Geschöpf
der Erde, ihr Ziel und ihre Zukunft. Wir wissen von ihr nichts;
noch leben wir als vermeintliche Individuen. Manchmal kommt die
Masse über uns, ein brüllendes Gewitter, ein einziger
tosender Ozean, in dem jeder Tropfen lebt und dasselbe will. Noch
pflegt sie bald zu zerfallen, und wir sind dann wieder wir, arme,
einsame Teufel. In der Erinnerung fassen wir es nicht, daß
wir je so viel und so groß und so eins waren. »Krankheit«
erklärt ein mit Verstand Geschlagener hier, »die Bestie
im Menschen«, beschwichtigt das Lamm der Demut dort und ahnt
nicht, wie nah die Wahrheit es danebenrät. Indessen rüstet
sich die Masse in uns zu einem neuen Angriff. Einmal wird sie nicht
zerfallen, vielleicht in einem Land erst, und von diesem aus um
sich fressen, bis niemand an ihr zweifeln kann, weil es kein Ich,
Du, Er mehr gibt, sondern nur noch sie, die Masse."